Geschichte I

Masentana, Nidirun und Puzin

Das Güterverzeichnis von 1178 zählt die Besitzungen des Damenstiftes Schänis auf, die sich auf 79 Orte verteilten. Im Urbahr sind auch drei Alpen im Weisstannental aufgeführt: Masentana, Nidirun und Puzin. Masentana ist der Name für die heutige Alp Siez. Bei der Alp Nidirun handelt es sich um die Klosteralp, die damals auch die Alp Laui umfasste. Puzin heisst Brunnen und benennt die Alp Walabütz. Wer die Alpen Kloster, Siez und Walabütz dem Damenstift schenkte, kann nicht ermittelt werden.

Kloster Schänis1

Wertvolle Objekte des klösterlichen Besitzes bildeten die ausgedehnten Waldungen. Die Eisenschmelzen in Mels und Flums verschlangen riesige Mengen Holz. Finanzielle Schwierigkeiten, die gar nicht selten waren, zwangen das Stift, den Eisenherren grössere Holzschläge zu bewilligen. Das Damenstift Schänis nutzte die Klosteralp und den grösseren Teil der Alp Laui bis zur Klosteraufhebung zur Sömmerung des eigenen Viehs. Siez und Walabütz verkaufte es an seine Leibeigenen im Gasterland.

Beschwerliche Alpfahrten

Der Weg mit dem Vieh vom Gasterland ins Weisstannental war anstrengend und weit. Gemeinsam trieben Bauern und Klosterknechte das Vieh des Stifts und der Leibeigenen auf die Alp. Nach der Anzahl der Stösse, in welche die Stiftsalpen eingeteilt waren, muss die Habe aus dem Gasterland über 200 Tiere gezählt haben. Die Herde wurde aber nicht mit Schiffen über den Walensee gefahren, sondern auf dem Saumpfad über den Kerenzerberg getrieben. Der Zug kam aber nur langsam vorwärts, denn auf den Allmenden, die den Weg säumten, durfte das Vieh weiden. In der Gegend von Mels wurde gewöhnlich übernachtet. Oftmals brachen die naschhaften Tiere von den bewachten Allmendweiden in Privatwiesen über. Die geschädigten Bauern liessen dies jedoch nicht gefallen. Zwischen ihnen und den Bewachern gab es oft Schlägereien, und gelegentlich verschwand ein Tier.

Die Verwaltung der Alpen

Als Verwalter der Stiftsalpen im Weisstannental amtete ein Alpvogt. Die alte Post im Oberdorf Weisstannen, 1772 erbaut, war das Verwaltungsgebäude des Klosters Schänis. Die stattlichen Keller dienten zur Lagerung der Alpprodukte. Die Ebene zwischen dem Walensee und dem Zürichsee wurden durch die Überschwemmung
der Linth in ein grosses Sumpfgebiet verwandelt. Die Lebensverhältnisse der Bauernbevölkerung wurden dadurch zusehends verschlechtert. Wo früher in den Frühlingsmonaten die Viehherden im “süssen und fetten” Gras weideten, bedeckte “faules Wasser” das Land. Dem Vieh fehlte es an genügendem Futter. Der Viehbestand und damit der Bedarf an Alpweiden ging zurück. Im Gegensatz zum Linthgebiet wurde im Sarganserland durch Rodungen im Weisstannental und durch die Entsumpfung der Seez- und Rheinebene neues, fruchtbares Kulturland gewonnen. Die Bevölkerung nahm stark zu, der Viehbestand wuchs und das Bedürfnis nach Alpungsgelegenheiten stieg. Weisstanner und Sarganserländer Bauern bemühten sich daher, die frei werdenden Alprechte von den Gasterländern zu erwerben.

Klosteraufhebung und Verkauf der Alp

Am 8. Mai 1811 hob der Grosse Rat des neu gebildeten Kantons St. Gallen das tausendjährige adelige Frauenstift Schänis auf. Das Vermögen wurde liquidiert. Die der Gemeinde Schänis überlassenen Stiftsgebäude beherbergen heute ein Altersheim.
Auf Wunsch der letzten Fürstäbtissin Maria Walburga von Liebenfels- Worblingen verkauften die Herren Gmür, vom Staat ernannte Liquidatoren, den ganzen Alpbesitz des Damenstifts im Weisstannental an die Brüder Christian und Johannes Tschirky. Christian war der letzte Alpvogt, und Johannes stand jahrelang als treuer und zuverlässiger Senn auf der Alp Lax im Dienste des Klosters. Der Verkauf umfasste die ganze Alp Lax samt der Walserweide sowie 134 Stösse der Alp Sardens (Laui). Die Weisstanner nannten die Alp Lax vor der Handänderung “Gschtiftsalp”, nach dem Kauf durch die beiden Brüder Klosteralp oder Alp Kloster. Im Jahre 1811 verfügten zwei Alpbesitzer über 48 Stösse Klosteralp. Heute gehört die Alp 26 Privatpersonen und der Ortsgemeinde Weisstannen, die in einer Korporation zusammengeschlossen sind.